Montag, 4. August 2014

Dieser Blog zieht um / This Blog is moving


Hans-Joachim Zeidler; Der Büchernarr
aus Privatbeständen, Gabe von V***
Diesen Blog finden Sie jetzt bei /This blog you now can find at buchmerkur.wordpress.com


Montag, 21. Juli 2014

Hart Cranes Meisterwerk: Die Brücke


Jung und Jung
by David Levine, NYRB**

»Es ist der Geburtstag von Hart Crane (Bücher von diesem Autoren), geboren als Harold Hart Crane in Garrettsville, Ohio (1899). Seine Mutter war eine Chicagoer Debütantin [*] und sein Vater war ein sehr erfolgreicher Bonbon-Geschäftsmann der übrigens Lifesaver erfand, das beliebte ringförmige Minzbonbon.
In den Teenagerjahren von Crane wurde ihm bewusst, dass er homosexuell war; und Leben und Laufbahn von Oscar Wilde faszinierten ihn. Als die Ehe seiner Eltern scheiterte, brach Crane die Schule ab und fuhr im Zug von Cleveland nach New York, um ein Leben als Dichter zu beginnen. Er liebte sein Leben in New York, hing herum mit Dichtern wie E. E. Cummings und Allen Tate.
Quelle: Jung und Jung

Aber es fiel ihm schwer, dort sein Auskommen zu finden, er konnte keinen Job halten. Seine Trinkerei wurde schlimmer und 1932, mit 33 Jahren, nahm er sich sein Leben, indem er auf einem Dampfer auf den Weg von Mexiko nach New York über Bord sprang. Er hinterließ sein Meisterwerk, Die Brücke (1930).«
übersetzt nach Garrison Keillor, bei writersalmanac.publicradio.org
siehe auch: "Poetisches - Ein Streifzug durch neuere und ältere Dichtung (Dezember 2010)"
[* das musste ich nochmal nachschlagen, um sicher zu sein: das sind junge Damen, die sich zum ersten Mal der öffentlichen Gesellschaft präsentieren, wobei der Duden alle sozialhistorischen Bezüge fallen gelassen hat. Es geht aber darum, entweder via Heirat oder via Personalität eine Stellung in der Gesellschaft zu sichern.]
** Quelle: Reader's Catalog, 2nd Edition, 1989 im Privatbesitz, S. 692
Der Druck wird bei New York Review of Books zum Kauf angeboten.

 
Reading Along the NYRB
50 Years New York Review of Books 50 Jahre
NYRB 17 April 2008


When the Library of America published "Hart Crane: Complete Poems And Selected Letters" in 2006 it took Colm Tóibín some time, but in April 2008 his lengthy article "A Great American Visionary" appeared in the New York Review. Diligently and carefully he follows Crane on his short life with poetry, friends, struggles, work and finally a sad and much to early end. We learn about other writers which influenced him, about circumstances which throw him back, about thoughts and deeds. There are quite a bit of passages from his poems and letters to entice us for the whole.
Library of America

What impresses me is Crane's effort to built a great poem pretty early on. The Bridge, that is Brooklyn Bridge, should stand for the country and its people in past and presence. Crane avoids sliding into myth or pathos. He has a keen eye for the landscape and nature that remains interwoven with the city and its structures. Somehow by reading The Bridge, woodcuts of Frans Masareel come to my mind.

This April 2008 issue and others of the NYRB, from 1996 on, are in the bookshop to be read during opening hours. I would be pleased to find you interested. Chairs and tables are at your service. With necessary precautions the papers may be borrowed, too.

Dienstag, 15. Juli 2014

Der Buchblog nebenan I


Hotlistblog
Der Hotlistblog

Der Hotlistblog erwuchs aus dem Hotlistpreis, der alljährlich an Autoren und Werke aus unabhängigen Verlagen verliehen wird. Hier kümmern sich zwei emsige Korrespondenten,  mit Sitz in Wien und Berlin und liefern stetig frische Besprechungen aus dem deutschsprachigen Raum.  Ich ermuntere Sie hier, sich ein "Buchzeichen" dazu anzulegen. Oftmals sind die Verlagstexte abgedruckt, aber immer wieder gibt es die Stimme von Senta Wagner oder Meinolf Reul selbst, und das gefällt mir natürlich am besten.

Zwei jüngste Beispiele, die zur Diskussion anregen:

Kurt Wolff Stiftung

litprom
"... hier die drei weiteren Titel aus der Sommerausgabe der litprom-Bestenliste „Weltempfänger”, auch wenn die Bücher nicht aus Independent-Verlagen kommen (Hanser ist unabhängig, hat aber eine eigene Verlagsgruppe gebildet, zu der Hanser Berlin, Hanser Kinderbuch, Hanser Fachbuch, Nagel & Kimche, Deuticke, Zsolnay, Sanssouci, Fachbuchverlag Leipzig u. a. gehören, und liegt mit einem Jahresumsatz von 50 Millionen Euro um 45 Millionen Euro über der Grenze, die die Kurt Wolff Stiftung als Maximum für eine Mitgliedschaft festlegt, s. hier [*]).

Die Diskussion, was ein Independent-Verlag ist und eine genaue begriffliche Definition stehen noch aus. Vorerst genügt es vielleicht im Kopf zu behalten, dass die Bezeichnung in Anlehnung an unabhängige Plattenlabels, eben Indie-Labels, entstanden ist, in Abgrenzung zu den Major Labels.

Der Wikipedia-Artikel, wenngleich veraltet, erwähnt ganz richtig, dass Imprints keine unabhängigen Verlage sein können. Bei Verlagen wie METROLIT könnte man schon mal durcheinanderkommen. / mr"  [* weitere Links im Originalbeitrag]

*

Edition Meerauge

"Was könnte ein Meerauge bloß sein? Es hat bestimmt was mit Magie und Farbe zu tun, mit Legenden und Eiszeit. Tatsächlich wurden gleich zwei Meeraugen entdeckt: ein kleines Gewässer im Bodental in den Karawanken und ein Gletschersee in Polen in der Hohen Tatra. Ein weiterer staunenswerter Fund ist die Edition Meerauge aus Klagenfurt, die bibliophile Reihe für zeitgenössische Literatur im geschichtsträchtigen Verlag Johannes Heyn, gegründet 2010. “Bücher wie Meeraugen”, die gibt es dort, bestimmt so tiefgründig, selten und schillernd wie die obigen Naturwunder. Das Programm ist also überschaubar, bewegt sich im Prosabereich. Im Frühjahr erschien ein Titel, gleichzeitig bereits das vierte Meerauge der österreichischen Schriftstellerin Simone Schönett. Ihr Roman Der Private Abendtisch wird als “literarischer Glücksfall” bezeichnet, die Gestaltung ist hingebungsvoll. / sw"

*

Buch und Gespräch
Es gibt auf dem Hotlistblog eine Kommentartaste, aber bei mir sprach sie jedenfalls nicht an, und insgesamt scheint die Konversationskunst in unserem Land der einstmals großen Literarischen Salons zu darben, wenn man mal im Vergleich die Kommentare bei The Guardian liest (heute beispielsweise zum Tod von Nadine Gordimer).

Weswegen ich hier überhaupt den Gastbeitrag einschiebe ist, weil mich der fleissig zusammengestellte Beitrag "Schlaf etc." vom 12. Juli dazu angeregt hat.

"Im Hotlistblog geht es – was meinen Part betrifft – in Kürze weiter mit einer kleinen Serie zum Themenbereich Schlaf, Müdigkeit, Faulheit, Nichtarbeit, Muße.", wie mr am 7. Juli ankündigte, und das Thema liegt mir.

***

Jean-Luc Nancy, Vom Schlaf

Entgegen der Thematik haben hier drei Schriftsteller fleißig nachdeacht und auch mein Hirn beginnt geschäftig zu surren. Dieses "Fallen" bei Jean-Luc Nancy ... Da werden so viele Facetten angesprochen und Ausdruckstiefen. Es kann Resignation gepaart mit Protest darin liegen, oder ein Zusammensacken, oder eine Demonstration wie bei Reinhard Mai: "Wie ein Baum, den man fällt, eine Ähre im Feld - ich will im Stehen ster-her-ben". Viktor von Weizsäcker schrieb von der Arbeit, die das Schlafen eigentlich verrichtet. Es ist ein physischer Vorgang. Man liegt ja nicht einfach so herum. Na, ich hätte schon Lust, bei Nancy hineinzulesen ...

Byung-Chul Han, Müdigkeitsgesellschaft

Das ist diese Reihe bei Matthes  Seitz die dem modischen Trend erlegen ist - oder hat sie ihn vielleicht gesetzt? - Autorennamen und Titel in fetten Blockbuchstaben um die Ränder herum zu schreiben, so dass man erstmal eine Weile mit dem Entziffern zugange ist. Hm. Aber die Reihe selbst hat es in sich. "Food for thought" sagt der Engländer. Ich habe den Verlagstext zwei-, dreimal gelesen und bin etwas begriffs-stutzig geblieben und es weht ein Hauch der intellektuellen Siebziger, wie ihn damals die pinke Reihe von Rowohlt oder die stw-Reihe ausströmte. Man kann sich damit schmücken, oder man muss richtig ran und sich durchbeissen und daran arbeiten, bis man kapiert. Mir geht's jedenfalls so. Ist mit dem "Übermaß an Positivität" die Sattheit gemeint, der saturierte Bürger? Wie kommen Positivität und Depression in einen Hut? Ist es Überdruss?

Wie auch immer, so, wie ich angelegt bin, würde ich doch eher zum dritten besprochenen Buch greifen:

Paul Lafargue, Das Recht auf Faulheit

Ja! Unbedingt! Eins meiner Ansichten in diesen Zeiten ist, dass die Welt so voller Macher ist, die dermaßen viel kaputtmachen, dass es nur gut ist, wenn es Menschen gibt, die garnichts tun, einfach nur wesen, sozusagen. Und Lafargue betont dass mit Faulheit nicht Muße gemeint ist. Toady in Der Wind in den Weiden, mein ich, ist so ein Vertreter, der über genügend Mittel und Muße verfügt, um die verrücktesten Flausen auszuleben mit bekanntlich desaströsen Folgen, und das ist noch die unterhaltsame Variante. Oblomow dagegen, schenkt uns den wunderbaren Traum und einen dicken herrlichen Roman. Dieses Buch ist eine Genugtuung für mich selbst, die ich als Kind und Heranwachsende unter dem Vorwurf der Faulheit heranwuchs. Ich weiss also von der verborgenen Welt die sich in der Faulheit verschließt, und sie ist mannigfaltig. Es wäre also das Thema auch im Zusammenhang mit dem Heranwachsen zu betrachten und sozio-historisch auf Jugend in Deutschland. Hartmut von Hentig hat da beispielsweise Ansätze, die es zu diskutieren gäbe.

Jetzt frage ich mich, ob einer hier inzwischen eines der Bücher gelesen hat. Der Hotlistblog weckt jedenfalls Lust, und dafür sage ich Danke.

Freitag, 11. Juli 2014

intermezzo


Louisiana channel
Kerstin Ekman

Albert Bonniers Förlag
Roaming in old bookmarks I found this video and can't remember when I put it there.  The novel by Kerstin Ekman which brought her much praise and made her well-known — Blackwater — I had read in German translation in 1995 (Geschehnisse am Wasser) and had liked very much, even if it is pretty dark. When a year ago I visited my friend (who'd introduced me to her writing in the first place), I dipped into Ekman's capacious essay: Herrarna i skogen (2007, in German: Der Wald. Eine literarische Wanderung) which seems not to have been published in English so far. Ekman has an intelligent and elegant way of writing and is full of stories and knowledge. In 2011 her novel Grand final i skojarbranschen (German: Schwindlerinnen) was published. It is always worthwhile to wait for what she will come up with next.

Piper
(out of print/vergriffen)
Piper
Vintage

Freitag, 6. Juni 2014

A Couple More Pelicans, ...


... und Wissenswertes von Reclam

In the Pelican Books' tradition luminaries write in good prose for the common reader. You can test this on the Pelican page with the whole first chapter of Robin Dunbar's book and with the whole introduction of Melissa Lane's book.

Pelican
Pelican
Robin Dunbar
Human Evolution
Pelican Pb # 2
11,80 €

Melissa Lane
Greek and Roman Political Ideas
Pelican Pb # 5
11,80 €

Reclam verfolgt die gleiche noble Idee wie Pelican: für den allgemeinen Leser einen Schatz an Wissen aufzutun, ohne dass es im Portemonnaie zu sehr spürbar wird. Dabei publiziert Reclam seit Beginn Originalausgaben und kann nicht genug dafür gelobt werden. In diesem Jahr erschienen und vorrätig im Sortiment sind:
Reclam

Hans-Joachim König
Geschichte Brasiliens
RUB 19207
9,80 €

Reclam


Barbara Aland
Die Gnosis
RUB 19210
7,80 €

Reclam

Carsten Jahnke
Die Hanse
RUB 19206
7,80 €


Dienstag, 3. Juni 2014

Pelican Sightings


in stock
a distinct blue colour ...
... from the shelves at home

Pelican paperback logo
It is so exciting! Penguin has relaunched its Pelican edition. Since May the first five new paperbacks with non fiction by well known writers are on the market. Two of them have arrived in the bookshop, Revolutionary Russia and Economics, - more to follow. Come in and have a look at the books.

You can find an informative Guardian article covering this event, included is a neat YouTube clip which is fun to watch.

Here is all Pelican which has gathered over the years in our shelves, all well read, as one can see. What a great time to start discovering with Pelican!
a Pelican mosaic in order of publication date


Heribert Reul

By the way, this mosaic to the right was crafted by my father and is at the grave of my grand parents Schröer. The christian tradition holds the Penguin as an altruistic parent shedding its heart's blood to feed the young. I am always glad, that it roots in a misinterpretation. But the feeding and the caring part is true.

the Pelican beak clip

PS: Last sighting, my fountain pen, also a Pelican ...


Samstag, 31. Mai 2014

An Island Summer And A Nepal Pilgrimage


Patronatskinder No 16 und No 17

Lübbe
Patronatskind Mai
Zwei Bücher, und beide sind im Deutschen derzeit nicht lieferbar, aber Das Sommerbuch, übersetzt von Birgitta Kicherer, erscheint Mitte Juni bei Lübbe; und jetzt, wo traurigerweise Peter Matthiessen im vergangenen April starb, ist das vielleicht ein Ansporn, seine Bücher wieder neu aufzulegen, im Unionsverlag könnte ich mir beispielsweise vorstellen.

Tove Jansson
The Summer Book

New York Review of Books Classics, 2008
with drawings by the author
translated by Thomas Teal (Sommarboken, 1972)
introduction by Kathryn Davis
"It was an early, very warm morning in July, and it had rained during the night. The bare granite steamed, the moss and crevices were drenched with moisture, and all the colours everywhere had deepened. ... "
The bond between this island and its inhabitants, six-year-old Sophia, and her grandmother, leads to what Kathryn Davis describes in her introduction as an "unusual point of view, which hovers above and around the island and seems not so much to move from grandmother to granddaughter as to share them, inhabiting both sensibilities in the manner of weather". Indeed the book has something existentialist, nothing cute or sentimental, but a kind of grim humour and matter-of-fact attitude.

Das Original
mit der Titelillustration
von Tove Jansson
One day, in the chapter "The Neighbor", Grandmother and Sophia "took the dory out for a little row" to gather seaweed on the bank behind Squire Skerry:
"In the middle of the gravel was a large sign with black letters that said PRIVATE PROPERTY – NO TRESPASSING.
'We'll go ashore,' Grandmother said. She was very angry. Sophia looked frightened. 'There's a big difference,' her grandmother explained. 'No well-bred person goes ashore on someone else's island when there's no one home. But if they put up a sign, then you do it anyway, because it's a slap in the face.'"
... and thus begins a chapter that deals with socializing and acclimatisation, with the venture to live in close communion with nature and to respond appropriately to fellow human beings, at the same time a veritable adventure with thrills and funny breaks and with thoughtful observations.

This summer with Tove Jansson is full of such treasures. Enjoy.

Penguin
Peter Matthiessen
The Snow Leopard
Penguin Classic

"At sunrise the small expedition meets beneath a giant fig beyond Pohara - two white sahibs, four Sherpas, fourteen porters." - starting September 28, 1973 it will be a journey with his travel companion GS - that is, field biologist George Shaller - of more than two months in search for the snow leopard. The snow leopard with his
"pale frosty eyes and a coat of pale misty gray, with black rosettes that are clouded by the depth of the rich fur. An adult rarely weighs more than a hundred pounds or exceeds six feet in length, including the remarkable long tail, thick to the tip, used presumably for balance and for warmth, but it kills creatures three times its own size without much difficulty. It has enormous paws and a short faced heraldic head, like a leopard of myth; it is bold and agile in the hunt, and capable of terrific leaps; and although its usual prey is the blue sheep, it occasionally takes livestock, including young yak of several hundred pounds. This means that man might be fair game as well, although no attack on a human being has ever been reported."
But it is not just the elusive leopard Peter Mathiessen tries to find. He also hopes to find his way into the Buddhist view of the world. As Pico Iyer explains "The haunting beauty of the book" in his introduction:
 "The drama, the excitement of any classic record of an adventure comes from giving us the heart-pounding sense of traveling to some state, inner and outer, that few people have had the chance to see before; and yet what gives that a larger resonance here, and placed it inside an elegant frame, is the sense, too, in every moment, that excitements fade, that everything moves on, that even the epiphanies and discoveries that seemed so exhilarating yesterday will soon be forgotten as the world flows on. You can't hold on to anything."
Whoever holds this book and opens it and reads Matthiessen's beautiful prose is holding on to this journey of a far away time and place, to the sights and sounds and smells, to the sense of the snow leopard's realm. Peter Matthiessen died in April. This is also a rewarding way to keep alive the memory of this much-awarded writer.